E-Bike Bremsen – Die Besonderheiten der Elektro-Stopper

Wie bei jedem Fahrrad ist die Bremse auch eines der essenziellen Teile am E-Bike. Die bei konventionellen Fahrrädern in dem Bereich häufigste Frage: Felgen- oder Scheibenbremse? stellt sich bei E-Bikes eigentlich gar nicht. Denn an Fahrrädern mit zusätzlicher Unterstützung sind E-Bike Scheibenbremsen die einzig sinnvoll Art. Sie stellen dir insgesamt eine höhere Bremskraft unter allen Bedingungen (also zum Beispiel auch bei Nässe) zur Verfügung. Und besonders hydraulische Scheibenbremsen fürs Elektrofahrrad sind zudem besser und feiner dosierbar.

Zudem sind E Bike Scheibenbremsen deutlich ausfallsicherer als Felgenbremsen: Die beim Bremsen entstehende Hitze wird über die Bremsscheibe abgeleitet. Bei Felgenbremsen heizt sich dagegen die Felge auf, was im Extremfall zu Schlauchplatzern führen könnte. Außerdem haben Felgenbremsen den konstruktiven Nachteil, dass sie bei jeder Bremsung durch die Reibung der Bremsbeläge minimal die Felge verschleißen. Bei der Disc verschleißen durch die Reibung lediglich die Bremsbeläge sowie im geringen Maß die Bremsscheibe – ohne die du im Notfall abgesichert über die zweite Bremse am E-Bike noch nach Hause kommst.

Scheibenbremsen für E-Bikes und Fahrräder funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Vom Bremsgriff wird der Bremsbefehl an die Bremsanlage weitergegeben. Hier bewegen zwei oder vier Bremskolben die Bremsbeläge in Richtung Bremsscheibe. Durch die Reibung der Beläge an der Scheibe wird die Geschwindigkeit dann verlangsamt. In aller Regel wird der Bremsbefehl hydraulisch übertragen, über Mineralöl oder DOT-Bremsflüssigkeit (je nach Hersteller der Bremsanlage), das beim Betätigen des Bremshebels in der Leitung zur Bremsanlage komprimiert wird. Selten gibt es Scheibenbremsen, bei denen der Bremsbefehl (wie bei Felgenbremsen) über einen Bowdenzug übertragen wird.

Vom grundsätzlichen Ansteuerungsprinzip funktionieren Discs am E-Bike ähnlich. Doch es gibt große Unterschiede im Detail, in Sachen Antriebs- und Elektronikintegration sowie Bremssattel und Bremsscheibe.

Neben den auch an konventionellen Fahrrädern verbauten Bremsen, hast du auch die Wahl zu einem E-Bike Bremsenmodell mit Motorunterbrechung zu greifen. Durch einen Sensor bzw. Kontaktschalter am Hebel solcher E-Bike-Bremsen wird über ein Kabel zum Antrieb die Motorunterbrechung ausgelöst. Weiterhin integrieren besonders raffinierte Varianten – die häufig an schnellen E-Bikes und S-Pedelecs mit Motorunterstützung bis 45 km/h zum Einsatz kommen – sogar dein Rücklicht und lassen es, sobald du zum Hebel greifst, als helles Bremslicht erstrahlen. Bitte informiere dich vor dem Kauf, ob deine neuen Elektro-Stopper auch mit deinem Motor kompatibel sind.

Der Bremskörper jeder Scheibenbremse wird mit zwei Schrauben an speziell dafür vorgesehenen Montagepunkten an der Gabel beziehungsweise dem Hinterbau deines E-Bike-Rahmens befestigt. Diese Befestigung ist standardisiert, damit du die Bremsanlage passenden zum Fahrradstandard wählen kannst. In den meisten Fällen ist das der Postmount-Standard, der vom Mountainbike stammt. Er ist an jedem E-MTB und fast allen anderen E-Bikes üblich ist. Nur bei E-Gravelbikes und E-Rennrädern kommt der Flatmount-Standard zum Einsatz. Er entspricht grundlegend dem Postmount-System, die Befestigungspunkte liegen jedoch näher beieinander. Wenn du eine neue Bremse für dein Pedelec kaufst, musst du also auf die passende Befestigung achten.

Im Bremssattel sitzen, wie oben erwähnt, Kolben, die den Bremsbelag von beiden Seiten in Richtung Bremsscheibe bewegen. Bei den meisten Bremsanlagen sind das zwei Kolben, einer von jeder Seite. Man spricht dann von einer Zwei-Kolben-Bremse. Manche Scheibenbremsen besitzen für mehr Bremspower vier Kolben, also zwei auf jeder Seite.

Den E-Bike-Bremsscheiben kommt bei der Bremsanlage eine entscheidende Bedeutung zu. Darum stehen dir Bremsscheiben in den Durchmessern 160, 180 und 203 Millimeter zur Verfügung. In seltenen Fällen gibt es auch noch größere Durchmesser. Neben dem mehr an Bremsleistung sind große Durchmesser auch für die Ableitung der Hitze von Vorteil. Denn je größer der Durchmesser der Bremsscheibe, umso mehr Fläche kann die Hitze ableiten und umso besser kann sie abkühlen. Spezielle Sandwich Varianten ermöglichen sogar eine Innebelüftung für Extremseinsätze.

Der einzige Nachteil größerer Bremsscheiben ist ihr höheres Gewicht. Doch der ist an Fahrrädern mit E-Unterstützung zu vernachlässigen. Da bei Fahrrädern am Vorderrad der weitaus größere Teil der Bremsleistung anfällt, sollte zumindest hier mindestens eine Scheibe mit 180-Millimeter-Durchmesser montiert sein.

Es gibt zwei Standards, nach denen die Bremsscheibe an der Nabe befestigt ist: Centerlock und 6-Loch. Beim etwas älteren 6-Loch-Standard wird die Bremsscheibe mit sechs Schrauben an der Nabe befestigt. Beim Centerlock-Standard sitzt die Bremsscheibe mit einer feinen Verzahnung auf einer passenden Aufnahme der Nabe und wird mit der sogenannten Centerlock-Scheibe gesichert. Bei BIKE24 findest du eine dementsprechend große Auswahl an Bremsscheiben für deine Scheibenbremse.

Bremsbeläge sind bei Scheibenbremsen ein Thema für sich. Grundsätzlich braucht jede Scheibenbremse ihre eigenen, passenden Beläge. Selbst bei den verschiedenen Scheibenbremsen-Modellen eines Herstellers besitzen die Bremsbeläge unterschiedliche Formen. Und sogar innerhalb eines Scheibenbremsen-Modells kann je nach Generation oder Modelljahr der Bremsanlage ein Bremsbelag mit einer anderen Form nötig sein. Wenn du neue Bremsbeläge brauchst, musst du also Marke, Modell und Modelljahr der Bremsanlage kennen und gezielt die dazu passenden Bremsbeläge suchen.

Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, gibt es für jede Bremsanlage auch unterschiedliche Bremsbeläge von unterschiedlichen Anbietern. Diese können die Bremsleistung und Haltbarkeit der E-Bike-Bremse beeinflussen.

Wenn du aber beispielsweise die Bremspower beeinflussen willst, kannst du auch einen anderen Bremsbelag ausprobieren. Die Voraussetzung ist, dass er für die Bremsanlage in deinem E-Bike freigegeben ist – Stichwort Bauartgenehmigung bei S-Pedelecs. Bei Bremsbelägen gibt es zwei Typen: gesinterte und organische Beläge. Grundsätzlich sind gesinterte Beläge härter, daher länger haltbar, bieten aber meist eine eher geringere Bremsleistung. Organische Beläge sind etwas weicher, daher verschleißen sie schneller, bieten aber meist eine höhere Bremsleistung, vor allem bei Nässe. Auch Bremsbeläge findest du in großer Auswahl bei BIKE24.

Grundsätzlich gibt es fast jede Bremsanlage mit unterschiedlich großen Bremsscheiben, und du kannst nachträglich eine größere Bremsscheibe montieren. Damit die Bremsanlage bei dem größeren Durchmesser an der korrekten Stelle sitzt, musst du neben der Bremsscheibe einen passenden Adapter montieren, durch den die Bremskörper entsprechend platziert ist. Achte darauf, dass sowohl die größere Bremsscheibe als auch der Adapter vom Hersteller deiner Bremsanlage stammen und zum Modell deiner Bremsanlage passen.

Nun weißt du alles zum Thema E-Bike-Bremsen. Im Folgenden haben wir dir noch einmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

• Hydraulische Scheibenbremsen sind für E-Bikes die perfekte Bremsanlage.
• Wichtig sind die E-Bike-Bremsscheiben: Bei leistungsstarken E-Bikes sollten die mindestens 180 Millimeter Durchmesser besitzen.
• Hydraulische Scheibenbremsen sind verhältnismäßig wartungsarm. Du musst lediglich im Auge behalten, wann die Bremsbeläge abgefahren sind.
• Wenn du Ersatzteile im Bereich E-Bike-Bremsen brauchst, achte darauf, dass die neuen Teile (Beläge oder Bremsscheiben) zu Marke, Modell und Modelljahr/Generation der Bremsanlage an deinem E-Bike passen.